Mit großem Interesse habe ich den Artikel über die öffentliche Beteiligung für ein geplantes Neubaugebiet zwischen Mühlenstraße und Stör gelesen. Es ist für einen Reporter immer schwierig über eine Veranstaltung zu berichten an der man nicht teilgenommen hat. Wer war dabei? Wen kann man fragen? Meist bleiben die Veranstalter. Eine andere Möglichkeit hat man leider nicht. Erhalte ich aber als Leser des dann entstandenen Artikels einen umfassenden Eindruck vom Verlauf der Veranstaltung?
Als Teilnehmer der Veranstaltung meine ich in diesem Fall nein. Natürlich konnte man den Eindruck erhalten, dass einige Anwesende sich eine neue Wohnung – vielleicht auch dort – wünschen. Aber die große Masse der Wortmeldungen beinhaltete Bedenken. Dabei ging es meist um Fragen nach ökologischen Gesichtspunkten. Es wird schon wieder eine freie Fläche bebaut. Wie wird sichergestellt, dass der Landschaftsschutzstreifen geschützt wird? Ist die Bebauung nicht zu dicht? Wer braucht den Wanderweg? Vor einem Jahr verschwanden die dort stehenden älteren Eichen und nun sind da keine Bäume geplant. Wie wird das vorhandene Biotop geschützt? Und auch die von der Stadtplanung angedeutete Erweiterung der Bebauung auf der westlichen Naturfläche wurde nicht mit Jubel aufgenommen.
Und die ganz einfache Frage wie hoch dort die Mieten sein werden, beantwortete Herr Heilmann damit, dass wir in Neumünster ja noch weit von den Münchner Mietpreisen entfernt sind. Also eigentlich gar nicht. Wir brauchen aber mehr bezahlbaren Wohnraum für alle Bevölkerungsgruppen.
In meiner Wortmeldung bin ich auch auf die vorgestellte wohnbauliche Entwicklung – was es alles in der Nähe gibt (Bushaltestelle, Apotheke, Kindergarten usw.) – eingegangen. Ich habe gefragt, ob es für die Kinder in den Kitas und auch in der Wittorfer Schule Aufnahmekapazitäten gibt. Beim geplanten Satzungsbeschluss für ein neues Baugebiet in Faldera weist der Fachdienst Stadtplanung bei diesbezüglichen Bedenken darauf hin, dass diese Sachverhalte auf gesamtstädtischer Ebene zu bearbeiten sind. Nun habe ich ja gehört, dass in Wittorf neben diesem Baugebiet weitere neue Baugebiete (ehemaliges Alpen-Gelände, Lekkerland, Toom und CIS-Anlage) diskutiert werden. Da stellt sich mir die Frage, ob wir vor Ort einen Großteil der dann neuen Kinder in den Wittorfer Einrichtungen aufnehmen können. Für die neu zuziehenden Eltern ist das sicherlich ein wichtiger Aspekt. Das muss auch in der Stadtplanung ein wichtiger, zu berücksichtigender Punkt sein.
Ich habe auch die Frage gestellt, ob es wegen der bereits vorhandenen Versiegelung nicht besser sei die Flächen von ehemals Lekkerland und Toom zu bebauen statt hier wieder massiv in Naturflächen einzugreifen. Herr Heilmann erklärte daraufhin für Lekkerland gäbe es einen Investor, dort würden die Planungen demnächst beginnen, für Toom aber wegen fehlendem Investor noch nicht.
Das sind aber doch die Fehler der Vergangenheit, die wir abstellen müssen. Die Stadt braucht ein Konzept für Wohnraumbewirtschaftung. Dabei müssen wir uns nicht nur besonders um die Leerstände kümmern, sondern auch für den Erhalt und die Erneuerung bestehender Wohnflächen. Wenn es offenkundige Gebiete für eine neue Bebauungsmöglichkeit gibt, muss die Stadt dafür ein Konzept entwickeln was dort möglichst bedarfsorientiert entstehen soll. In der heutigen Zeit müssen wir dafür sorgen, dass Lebensqualität, Klimaanpassung und bedarfsorientierte Wohnraumentwicklung miteinander bei der Bauplanung vereint werden. Dazu ist es auch notwendig die vielen seit Jahren liegengebliebenen Bebauungspläne einer kritischen Überprüfung nach heutigen Gesichtspunkten zu unterziehen. Dann braucht die Stadt auch nicht mehr nicht genutzte Fördergelder zurückgeben.