Bahnhofsmission Neumünster

Auch in diesem Jahr habe ich mich zu Gesprächen mit den haupt- und ehrenamtlich Aktiven der Bahnhofsmission in Neumünster getroffen. Es hat mich sehr gefreut, dass das nach all den notwendigen Coronabeschränkungen wieder möglich war.

Die Bahnhofsmission Neumünster ist eine ökumenische Bahnhofsmission in Trägerschaft von Diakonie Altholstein und Caritas, mit der Hauptverantwortung bei der Diakone Altholstein. Sie wird zu 100% aus Eigenmitteln der Träger finanziert und zu einem beeindruckenden Anteil durch Spenden und besonders durch das Ehrenamt getragen.

Ein Anlaufpunkt für die Menschen

„Manchmal braucht man einen Menschen“ so ist der Flyer überschrieben, der alle wichtigen Infos zum Angebot und zur Erreichbarkeit zusammenfasst. Und so ist auch das Selbstverständnis der Bahnhofsmission in Neumünster.

Hier wird soziale Arbeit geleistet. Die Anforderungen, die Fragestellungen und das Angebot sind sehr vielfältig. Es richtet sich an Reisende, für die der Bahnhof eine Station ist – es richtet sich an Ankommende, die als Geflüchtete wie jetzt aus der Ukraine in Neumünster aus dem Zug steigen. Die Bahnhofsmission ist aber auch Anlaufpunkt für viele Menschen, die in Neumünster leben. Hier bekommt man einen Kaffee, ein offenes Ohr und Aufmerksamkeit gegen die eigene Einsamkeit.

Viele Menschen nutzen das persönliche Beratungsangebot bevor sie „aufs Amt“ gehen. Die Bahnhofsmission steht da ganz auf der Seite der hilfesuchenden Menschen, ist nichts Offizielles. Aber mit der sehr guten Beratung werden den Menschen oft Wege zur Hilfe eröffnet und die Hemmungen bei einem Kontakt mit den Behörden abgebaut.

In der Bahnhofsmission Neumünster trifft man zu bestimmten Zeiten viele Schüler*Innen, die aus der nahen und auch weiteren Umgebung das vielfältige Bildungsangebot der Stadt nutzen. Das ist ein munteres Treiben vor der ersten Schulstunde oder nach der Schule. Den Fahrschüler*Innen hier die Möglichkeiten zum Aufenthalt, zum Austausch aber auch für die Erledigung von Hausaufgaben zu schaffen ist eine wunderbare Idee.

Auf dem Weg zum „Bahnhofsquartier“

Der Bahnhof, das Bahnhofsumfeld ist die Visitenkarte der Stadt. Das hat man auch in Neumünster erkannt. Es besteht Einigkeit, dass etwas passieren muss, aber die Planungen dauern zu lange. Wenn das Sanierungsverfahren jetzt endlich Fahrt aufnimmt, muss der Bahnhof mit seinem Umfeld als ein Quartier verstanden werden. Andere Städte machen es uns erfolgreich vor. Ein wichtiger Schritt ist es, die Beteiligten in einem Quartiers-Beirat zusammenzubringen. Dazu gehören dann auch die Geschäftsleute der Umgebung, die Wohnungseigentümer und Mieter, die Bundespolizei, die Kindertagesstätte, das AJZ – es sind viele Beteiligte, die das Quartier kennen und prägen. Hier muss man aus den Betroffenen Beteiligte machen, sie aktiv in die Ideenentwicklung und Projektplanung einbeziehen.

Zum zukünftigen „Bahnhofsquartier“ hatte ich bei einem Besuch der Bahnhofsmission einen guten, kreativen Austausch. Und ich teile die Einschätzung, dass das Bahnhofsquartier unbedingt ein Quartiersmanagement braucht! Die Bahnhofsmission Neumünster leistet hier mit Haupt- und Ehrenamt seit Jahrzehnten wichtige Arbeit ganz nah bei den Menschen. Diese Erfahrungen, die gewachsenen Verbindungen müssen wir zukünftig wertschätzen und für die Verbesserung der Situation nutzen.

Eine „Vor-Ort-Für-Dich-Kraft“ für das neue „Bahnhofsquartier“?

Andere Länder, andere Kommunen machen es uns vor: Wir müssen die Bahnhofsmission als integralen Bestandteil der sozialen Arbeit vor Ort einbinden. Soziale Arbeit lebt von Vielfalt und Miteinander. Einbinden in die Arbeit muss aber auch bedeuten, dass wir für das Geleistete nicht nur danken, sondern uns auch an der Finanzierung beteiligen.

Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass die von Thomas Losse-Müller entwickelte Idee einer „Vor-Ort-Für-Dich-Kraft“ gerade hier im Quartiersmanagement am Bahnhof eine ideale Besetzung ist. Jemand, der ansprechbar ist, der dem Bahnhofs-Quartier und den Menschen verbunden ist, der zuständig ist und sich kümmert. Schon heute sorgt die Bahnhofsmission mit ihrer Arbeit dafür, dass die Menschen gesehen, gehört, die Probleme erkannt und gelöst werden. Eingebunden in ein Quartiersmanagement unterstützt durch die Vor-Ort-für-Dich-Kraft kann daraus Zusammenhalt für die Zukunft werden.

Thomas Losse-Müller will die „Vor-Ort-Für-Dich-Kraft“

Für die Arbeit der Bahnhofsmission sowie für den konstruktiven, ideenreichen Austausch danke ich und hoffe auf eine weiterhin gute Zusammenarbeit!