Offener Brief zum Focus-Online Artikel „Die hässlichsten Städte Deutschlands“

Wieder einmal wurde Neumünster in einem Ranking als hässlichste Stadt Deutschlands betitelt. Die Einschätzungen treffen nicht auf die Städte zu, treffen aber uns Menschen, die diese Orte ihre Heimat nennen. Dieses Mal konnte ich den Beitrag nicht einfach ignorieren und habe einen offenen Brief an die Redaktion geschrieben.

Bild: Uwe Färber

Offener Brief zum Focus-Online Artikel „Die hässlichsten Städte Deutschlands“ vom 19.04. an Paul Emilio Washington (Praxistipps Focus) sowie zum Artikel „Das sind die hässlichsten Städte Deutschlands“ vom 30.03. der Redaktion von Meineorte.de

Die erste Frage, die ich mir direkt stellte, war: Wem helfen diese Rankings? Wem bringt diese Analyse etwas? Die Einschätzungen treffen nicht auf die Städte zu, treffen aber uns Menschen, die diese Orte ihre Heimat nennen.

Die zweite Frage ist, warum ein Bild der JVA-Neumünster aus dem Jahr 2018 gezeigt wird, als die internationale Presse über die Untersuchungshaft Carles Puigdemont berichtete. So sieht unser tägliches Leben in Neumünster nicht aus. Das Festhalten an alten Bildern und festgefahrenen Vorurteilen muss aufhören!

Zuletzt habe ich mir die Frage gestellt, ob ich Ihren Beitrag nicht einfach ignorieren sollte. Aber dann bin ich durch das frühlingsgrüne Neumünster gelaufen, habe die Menschen gesehen und mir war klar, dieses überhebliche Runtermachen wird den Menschen und der Stadt nicht gerecht.

Wir Neumünsteraner*innen haben einen pragmatischen, ehrlichen Blick auf unsere Stadt. Wir leben hier. Wir wissen um die Herausforderungen aber auch um die Potenziale der Stadt. Und wir erleben, dass sich etwas entwickelt. Das ewige Wiederholen von Geschichten aus vergangen Tagen darf uns nicht am Weiterkommen hindern.

Kommen Sie, wir laden Sie ein! Wir zeigen Ihnen unsere Stadt. Wir haben keine Hemmungen, Ihnen von den Problemen zu berichten, von den Herausforderungen einer Konsolidierungs-Kommune. Wir gehen auch dahin, wo es für die Menschen schwierig ist – aber nutzen Sie die Chance, lassen Sie sich die schönen Seiten zeigen, die hübschen Straßen, die Schwale und das Grün. Wir gehen in den Jazz-Club, in die Wittorfer-Brauerei, das Museum Tuch und Technik, in den Gerisch-Skulpturenpark. Wir trinken Kaffee auf dem Großflecken und hören die Orgel in der Vicelinkirche, paddeln auf dem Einfelder See und wandern im Dosenmoor. Sprechen Sie mit den Menschen, die hier gerne leben und selbstbewusst sagen, Neumünster ist meine Heimatstadt.