Vielfalt schützen. Eisenbahnlandwirtschaft erhalten.

Wir waren eingeladen, die Eisenbahnlandwirtschaft zu besuchen. Obwohl wir die Anlagen seit Jahren kennen, bei jeder Fahrt über die Max-Johannsen-Brücke die grüne Oase hinter den Holstenhallen sehen und durch persönliche Kontakte mit manchem Garten eng verbunden sind, war der Spaziergang durch die Kleingärten wieder ein Erlebnis! Das Wetter war zauberhaft und das sprießende Grün hat uns erfreut. Der Anlass für diesen Spaziergang ist aber traurig.

Gerrit Köhler, Jonny Griese und Kurt Feldmann-Jäger.

Eingeladen hatten uns der hiesige Vorstand und Vertreter der Eisenbahnlandwirtschaft aus Hamburg. Denn: Durch die Pläne der Stadtverwaltung und einen Beschluss der Ratsversammlung ist die Eisenbahnlandwirtschaft in ihrer Existenz bedroht und die Beseitigung der Gärten für eine gewerblich-industrielle Nutzung vorgesehen.

Wir haben dagegen gestimmt. Aus guten Gründen!

Die Eisenbahnlandwirtschaft ist eine Institution mit langer Geschichte in der Eisenbahnerstadt Neumünster. In den Kleingärten haben viele Menschen ihren Rückzugsraum, Erholung, Bewegung und Freude am Gärtnern. Es ist eine gewachsene Gemeinschaft die zusammenhält und viele Menschen mit internationalen Wurzeln aufnimmt und integriert. Mit dem „Schafstall“ hat die Anlage einen lebendigen Mittelpunkt. Hier haben fast alle von uns schon fröhliche Feste gefeiert.

Die Flächen der Eisenbahnlandwirtschaft sind von großer Bedeutung für das Klima in der Stadt. Das Klimaschutzkonzept für Neumünster weist hier das größte, bedeutendste Kaltluftentstehungsgebiet für die Innenstadt aus. Die vorherrschenden Westwinde pusten die frische Luft über das Kleingartengelände bis in die Innenstadt. Damit dieser Effekt gesichert bzw. verstärkt wird, soll der Klimaschutzpark entstehen und damit die Klimaresilienz der Stadt verbessern.

Kleingärten sind mehr als kleine Gärten. Unter diesem Motto hat die Stadt Neumünster ein Kleingartenentwicklungskonzept erarbeitet, das von der Ratsversammlung 2018 beschlossen wurde. Mit diesem Konzept wurde gemeinsam mit den Gartenfreund*innen ein kluger Weg gefunden, Kleingärten zu erhalten, sie erlebbar zu machen, ihre soziale Bedeutung zu schützen und ihre große Bedeutung für Artenvielfalt anzuerkennen und zu fördern. Für die Eisenbahnlandwirtschaft ist als Planungsziel ein „Kleingartenpark“ vorgesehen. Hier soll eine kluge Verbindung aus Nutzung und Erholung entwickelt werden, die auch dem Messe- und Veranstaltungsort der Holstenhallen ein modernes, nachhaltiges Umfeld bietet.

Erst in diesem Jahr hat die Ratsversammlung der Stadt Neumünster das Grünflächenentwicklungskonzept beschlossen. Betrachtet man das daraus entstandene räumliche Leitbild für Neumünster, dann ist die Eisenbahnlandwirtschaft mit dem geplanten Klimaschutzpark die bedeutendste Fläche für die Grünflächenentwicklung in der Stadt. Der Klimaschutzpark „Park am ehemaligen Rangierbahnhof“ soll mit besonderer Priorität umgesetzt werden und für die Eisenbahnlandwirtschaft ist die Umsetzung des Kleingartenparks vorgesehen. So würde ein grünes Rückgrat entstehen, dass vom Bahnhof bis zu den Holstenhallen reichen kann.

Für diese „Messeachse“ setzt sich die SPD seit vielen Jahren ein. Wir geben nicht auf.
Wir halten uns an unsere Beschlüsse.

Bei unserem Einsatz ist das Bundesnaturschutzgesetz an unserer Seite. Nach dem Bundesnaturschutzgesetz ist die Eisenbahnlandwirtschaft als Kleingartenanlage geschützt. Im Sommer 2021 haben Bundestag und Bundesrat die sogenannte „Insektenschutz-Novelle“ verabschiedet. Damit verbunden waren Änderungen im Bundesnaturschutzgesetz. Dort werden jetzt auch ausdrücklich Kleingartenanlagen als „Freiräume“ bezeichnet. Sie sind zu erhalten und dort, wo sie nicht in ausreichendem Maße und hinreichender Qualität vorhanden sind, neu zu schaffen oder zu entwickeln. Damit wurde die große Lücke zwischen der ökologischen Bedeutung und der Ignoranz gegenüber diesen wertvollen Flächen geschlossen. Wer auf der Höhe der Zeit ist und nicht an Vorurteilen festhält, der weiß um die positive Bedeutung von Kleingärten für die Artenvielfalt in der Stadt.


Kurt Feldmann-Jäger

Jonny Griese

Gerrit Köhler


Für Neumünster. Für Dich. Mit Sicherheit!