Wirtschaft

In Neumünster spüren wir immer noch die Folgen des Strukturwandels. An die Stelle der alten Textil- und Lederindustrie sind neue Unternehmen getreten und haben viele Menschen in Arbeit gebracht. Neumünster war und ist eine Stadt der Arbeit. In Neumünster müssen Arbeitsplätze für jedes Qualifizierungsniveau erhalten werden und neu entstehen. Wir brauchen alles: Handwerk, Industrie, Handel, Logistik und Dienstleistung.

Das Zusammenwirken mit dem Handwerk ist und bleibt eine andauernde Verpflichtung. In diesem Bereich werden viele junge Menschen ausgebildet. Auch die Integration von Geflüchteten klappt hier besser als anderswo. Gleichzeitig gibt es große Herausforderungen: Fachkräftesicherung, Bürokratie bei der Auftragsvergabe und erhebliche Probleme bei der Nachfolgefindung und Betriebsübergaben. Wir wollen dafür sorgen, dass Neumünster ein attraktiver Standort für große und kleine Handwerksbetriebe bleibt.

Fachkräfte

Die Schaffung und Entwicklung neuer, nachhaltiger Arbeitsplätze hat Vorrang. Gute Arbeit ist zu erhalten und zu fördern, dafür setzen wir uns ein. Eine große Herausforderung für Gesellschaft und Wirtschaft ist der zunehmend spürbare Fachkräftemangel. Wirtschaft kann nur da erfolgreich gedeihen, wo Fachkräfte leben und arbeiten wollen. Wir müssen gemeinsam dafür sorgen, dass Neumünster als attraktiver Wohn- und Lebensort mitten in Schleswig-Holstein Menschen überzeugt, hier zu bleiben oder hierher zu ziehen. Dafür brauchen wir eine Stadtentwicklungsplanung, welche die Lebensqualität der Menschen im Blick hat, die moderne Entwicklungen in der Gesellschaft aufnimmt ohne mit vertrauten Traditionen zu brechen.

Gute Ausbildungsmöglichkeiten und gute Arbeitsplätze sind für die Bindung an Neumünster wichtig. Die Unternehmen und Handwerksbetriebe in Neumünster sollen ihre eigenen Nachwuchskräfte selbst ausbilden können. Dafür wollen wir Ausbildungsmöglichkeiten ausbauen. Als eine Voraussetzung wollen wir die Wertschätzung für ausbildende Betriebe steigern und die Etablierung neuer Berufsschulzweige im Zentrum Schleswig-Holsteins anregen.

Ansiedlung von Betrieben neu denken

Die zur Verfügung stehenden Gewerbe- und Industrieflächen werden knapp. Die Möglichkeiten zur Ausweisung neuer Ansiedlungsflächen sind begrenzt. Für noch freie oder wieder freiwerdende städtische Grundstücke soll daher gelten: Erbpacht statt Verkauf.

Gemeinsam mit den an Neumünster angrenzenden Gemeinden werden wir die schon begonnene Ausweisung neuer Gewerbegebiete fortsetzen. Nicht nur zu diesem Zweck werden wir den Dialog mit den Umlandgemeinden verstärken.

Vor jeder Ansiedlung sind die Auswirkungen auf das Gesamtgefüge des Wirtschaftsstandorts Neu-münster zu prüfen: dazu gehören erwartete Einnahmen an Gewerbesteuer, Flächenindex, Anzahl und Beständigkeit von Arbeitsplätzen, Personal- und Firmenbindung, Ausbildungsmöglichkeiten, Arbeitsstellen für Ausgebildete und die Folgekosten für die Stadt. Bei der Ansiedlung muss daher auch die städtebauliche Verträglichkeit, die Auswirkungen auf das Grundwasser und die Kapazitäten der Kläranlage, Klimaneutralität und die ökologischen Auswirkungen bewertet werden.

Wir unterstützen die Erarbeitung von „Musteransiedlungsplänen“ in denen die Kriterien für Ansiedlungen dargestellt sind. Teil unseres Ansiedlungsplanes ist die Förderung des Klimaschutzes mit Grün in und um den Betriebsstandort. Auch für Gewerbegebiete gilt: Jeder Quadratmeter Grün zählt und auch der Ausbau im gewerblichen Bereich mit Photovoltaik bzw. Solarthermie ist wichtig.

Die Ratsversammlung ist vollumfänglich und frühzeitig bei Ansiedlungsvorhaben einzubinden.

Wirtschaftsförderung neu denken

Wirtschaftsförderung für Neumünster war in der Vergangenheit dominiert von teilweise wahlloser oder einseitiger Ansiedlungspolitik und einem, damit verbundenen, sehr hohen Flächenverbrauch. Diese Zeiten sind vorbei. Wir können nur noch begrenzt neue Gewerbeflächen anbieten. Unser Ziel ist es, den Branchenmix zu stärken. Unsere Ansage ist daher: Vielfalt vor Monotonie, gute Ausbildung für gute Arbeit.

Wirtschaftsförderung bedeutet, die bestehenden lokalen Unternehmen und Handwerksbetriebe zu fördern und zu vernetzen. Dafür brauchen wir Netzwerke zur konstruktiven Zusammenarbeit mit den verschiedenen Partnern. Dies sind die Wirtschaftsverbände, die Unternehmen, die Gewerkschaften und die Wirtschaftsagentur als Mediator.

Organisation und Struktur der Wirtschaftsagentur als Akteur der Wirtschaftsförderung ist zu hinterfragen. Die Etablierung einer Ideenschmiede und eines Ansiedlungsausschusses soll Teil eines neuen Netzwerkes sein.

Unsere konkreten Ziele:

  • Wir unterstützen Menschen, die sich selbstständig machen wollen (StartUps) oder ihre Fähigkeiten und Ideen in bestehende Unternehmen einbringen.
  • Wir helfen bei der Überwindung bürokratischer Hürden und dem Aufbrechen verkrusteter Strukturen. Damit wollen wir auch einen Beitrag zum Generationswechsel leisten. Junge Neumünsteraner*innen wollen nach ihrem Studium wieder zurück. Für sie bieten wir spannende berufliche Perspektiven an.
  • Für Auszubildende von außerhalb bieten wir Wohnraum und Patenschaften. Dazu werden wir Gespräche mit dem Handwerk, der IHK und dem Unternehmensverband führen.
  • Alle erwerbsfähigen Neumünsteraner*innen sollen einen guten Arbeitsplatz erhalten können. Diejenigen, die ohne Arbeit sind, müssen neue Möglichkeiten und neue Chancen bekommen.
  • In Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Zuwanderung, der Arbeitsagentur und dem Jobcenter werden Fördermittel auch für die Integration in den Arbeitsmarkt nach Neumünster geholt.

Leerstände und Industrie-Brachen

Es gibt Leerstände in einigen Teilen der Innenstadt und in den Stadtteilen. Die Suche nach Lösungen gemeinsam mit den Eigentümern und Einzelhändlern hat begonnen, hier sind aber auch neue Wege zu beschreiten. Die Nahversorgung muss gewährleistet bleiben oder wieder hergestellt werden.

Unsere konkreten Ziele:

  • Ein Kataster von Brachflächen und Industriebrachen wird erstellt. Ein Forum für Umsiedlungswillige, eine „Beratende Instanz“ wird angeregt mit Anbindung an die zu gründende Ideenschmiede und ein neues Ansiedlungsnetzwerk.
  • Keine Ausweisung neuer Industrie- und Gewerbegebiete bevor nicht der Bestand an Brachen geprüft ist, keine Verödung von Brachflächen. Die Neunutzung von Brachflächen hat Vorrang vor weiterem Flächenverbrauch.
  • Die Innenstadtentwicklung und Stadtteilentwicklungsplanung muss zu brachliegenden Grundstücken und im Umgang mit „Schrottimmobilien“ Vorgehensweisen entwickeln. Dabei müssen die Möglichkeiten des Baugesetzbuches und der Landesbauordnung konsequent genutzt werden.

Grüne Logistik

Neumünster hat eine starke Logistik-Branche. Dieses Standbein wollen wir im Bestand stärken. Wir wissen, dass die Branche vor tiefgreifenden Entwicklungen steht. Der CO2-Ausstoß im Verkehr muss sich verringern, für schwere Lasten wird das auch durch Wasserstoff und andere neue Kraftstoffe möglich werden. Erste Pilotprojekte wurden in unserer Stadt angeschoben oder bereits realisiert. Die Verlagerung von Transporten auf die Bahn stellt dabei gerade in unserer Stadt eine zu verwirklichende Option dar. Der Bahntransport sollte daher wieder als Transportmöglichkeit in die Güterbeförderung eingebaut werden. Neumünster muss sich zu einem Zentrum der grünen Wasserstoffinitiative HY‑5 weiterentwickeln. Dies soll auch auf den privaten Sektor ausstrahlen.

Innenstadt und Holstenhallen

Ein guter Wirtschaftsstandort braucht eine attraktive Innenstadt mit einem lebendigen und vielfältigen Marktplatz, auch an Samstagen. Leerstehende Gebäude und Investor*innen-Ruinen sind Gift für ein positives Image. Wir wollen verloren gegangene Klasse in die Innenstadt und auf den Großflecken zurückholen und das Kreuz Großflecken mit Lütjen- und Holstenstraße genauso entwickeln wie das „T“ Kuhberg bis Bahnhof und Kieler Straße.

Neumünster ist mit den Holstenhallen der Messestandort in Schleswig-Holstein. Bereits in der Vergangenheit hat sich die SPD für die Stärkung und den Ausbau dieses Schmuckstückes stark gemacht. Mit der Messeachse muss der Anschluss an die Innenstadt endlich gelingen.

Neumünster und Tourismus

In unsere Stadt kommen immer mehr Besucher*innen. Der Tourismus ist für Neumünster von Bedeutung. Insbesondere der Messe- und Veranstaltungstourismus hat durch die Strahlkraft der Holstenhallen eine besondere Relevanz. Das ist auch aus wirtschaftlicher Sicht erfreulich.

Das kulturelle Angebot ist vielfältig und das Naherholungsangebot ist reizvoll. Hier müssen wir weiter investieren und Werbung für unsere „Leuchttürme“ machen.

Ebenso gibt es immer wieder Menschen, die aus vielerlei Gründen Neubürger*innen unserer Stadt werden.

Unsere konkreten Ziele:

  • Wiedereinführung der „Neubürgerbegrüßungsmappen“
  • Sicherung einer Tourist Information in der Innenstadt. Möglicherweise in Kooperation mit dem Kulturbüro
  • Weiterentwicklung des touristischen Marketings auch in Anbindung an die Landestourismusstrategie
  • Stärkung des Radtourismus wollen wir stärken.